Die Helfer des Systems – Links gegen Rechts

Ein Kommentar

Links gegen rechts

Viele Menschen engagieren sich politisch. Sie sind Mitglied in Parteien, Studentenorganisationen, NGO’s oder Gewerkschaften. Den wenigsten ist aber bewusst, dass sie innerhalb der Machtstrukturen des politischen, sozialen und ökonomischen Systems handeln. Und in diesen Systemen herrschen die Begriffe „links“ und „rechts“.

 

Jeden Tag sterben zehntausende Menschen durch Krieg, Armut, Hunger und Krankheit. Die wenigsten Menschen lässt das kalt. Politische Debatten werden häufig emotional und selten argumentativ geführt. Man betrachtet sich somit als Feinde. Man muss den anderen davon überzeugen, dass er sich irrt. Keine will dem anderen zuhören. An Kommunikation und Austausch besteht kein Interesse. Damit agieren Vertreter dieser Ideologien als stille Helfer des Systems. Die sorgen für eine Manifestation des status quo. 

 

Indem man die Gesellschaft in „linke“ und „rechte“ einteilt, wird es für die politische Elite einfacher, die Kontrolle zu behalten. Links und rechts werden gegeneinander ausgespielt. Dies bereitet wiederum den Nährboden für aggressive und extremistische Ideologien auf beiden Seiten.

 

Dabei gehören Linke und Rechte zu derselben gesellschaftlichen Gruppe, die durch das sozio-ökonomische System – die Linken nennen es Kapitalismus – ausgebeutet wird. Linke und rechte bekämpfen sich gegenseitig, anstatt gemeinsam an der Schaffung eines, neuen, besseren, nachhaltigeren und effizienteren Wirtschaftssystems zu arbeiten.

 

Woher kommen diese Begriffe?

Diese Kategorien stammen aus der Zeit der französischen Revolution. Die Anhänger der Revolution saßen links und die Verfechter der Monarchie rechts. Unter „links“ verstand man damals eine progressive Haltung gegenüber dem Staat und unter „rechts“ eine konservative Grundhaltung.

 

Da heutzutage alle im Bundestag vertretenen Parteien kein anderes Gesellschaftssystem anstreben, wären sie alle nach dieser Definition konservativ – von CDU bis Die Linke.

 

Wer profitiert davon, wenn sich linke und rechte gegenseitig angreifen?

Die Mitte, die als vernünftige, maßvolle Alternative auftreten kann. Ihre politischen Ideen seien der „gesunde Mittelweg“ zwischen linken Utopien und rechten Fiktionen.

Damit vertritt aber die Mitte wiederum einen konservativen – also rechten – Standpunkt. Wenn man will, dass alles so bleibt, wie es ist, dann ist man politisch konservativ eingestellt. Zumindest nach der Definition der Französischen Revolution von 1789.

In der politischen Wissenschaft bedient man sich oft der folgenden Grafik, um die Einteilung in links und rechts konkreter zu fassen. Aber reicht das wirklich?


Der Politische Kompass – ein überholtes Modell?

Was wäre beispielsweise, wenn ein Kapitalist ökologisch denken würde?  (Stichwort „Green Capitalism“) Dafür gäbe es kein einziges Feld. Ebenso wenig, ob jemand religiös oder atheistisch, idealistisch oder realistisch, traditionell oder progressiv, kollektiv oder einzelgängerisch eingestellt ist. Würde man diese ganzen Punkte berücksichtigen, könnte man sie grafisch gar nicht darstellen.

 

Links und Rechts sind überholt

Die Einstellungen eines Menschen lassen sich nun mal nicht politisch auf einer linearen Achse oder in einem Koordinatensystem darstellen. Wir sind multidimensionale Wesen.

 

Zur oberflächlichen Unterscheidung kann es durchaus Sinn machen, ob jemand beispielsweise für oder gegen den Kapitalismus ist. Das hat jedoch nichts mit links oder rechts zu tun.

 

Menschen, die beispielsweise friedlich ihr Demonstrationsrecht wahrnehmen und gegen die aktuelle Kriegsvorbereitungspolitik gegen Russland, gegen den Faschismus in der Ukraine oder die NATO protestieren, werden von der vermeintlichen Linken als „Rechte“ bezeichnet. Damit soll Antisemitismus, Rassimus, Homophobie oder Nationalismus gemeint sein. Irgendwie hat man das Gefühl, dass keiner wirklich weiß, wovon er/sie redet.

 

Steht man erst einmal außerhalb dieser organisierten Kategorien, dann fällt schnell auf, wie absurd, lächerlich und antiquiert diese Einteilung insgesamt ist.

 

Diese Begriffe hatten früher ihre Berechtigung. Sie stammen aus einer Zeit, in der Pferdekutschen durch die Straßen fuhren. Die Pferdekutsche steht mittlerweile im Museum.

 

Und genau dahin gehören auch diese überholten Begriffe.

 

Links und Rechts haben ausgedient.

 

Über den Autor
Tim Frischmann  facebook: https://www.facebook.com/tim.frischmann
Ich bin Tim, der Gründer und Chefredakteur von CRITICO Online. Ich wurde 1991 geboren und studiere zur Zeit Politikwissenschaft an der Philipps-Universität in Marburg. Seit 2009 befasse ich mich intensiv mit Wirtschaftsphilosophie, Ressourcenbasierte Ökonomie (RBE) und Staatsrecht.