Die Erfahrungen von Gert Postel zeigen meiner Meinung nach, dass es eines gibt, das in der Psychiatrie, insbesondere in psychiatrischen Klinken, sehr fehlt: Respekt und Menschlichkeit vor psychisch kranken bzw. psychiatrieerfahrenen Menschen.
Ich halte die Abschaffung der Psychiatrie bzw. der Psychiater (wie diese von antipsychiatrischen Richtungen gefordert), für NICHT wünschenswert, im Gegenteil, ein guter Psychiater kann nicht nur Leben retten, sondern auch maßgeblich positiv beeinflussen, die vertrauensvolle Beziehung zu einem psychiatrischen Facharzt ist mEn unbezahlbar und mit nichts aufzuwiegen.
Dennoch halte ich eine gewisse Kritik am derzeitigen System (Psychopharmakazwang, keine Übernahme der Krankenkassen von Psychotherapiekosten etc.) für essentiell. Als selbst Psychiatrieerfahrene (3-wö Aufenthalt nach Zusammenbruch in der Firma nach Mobbing), als Selbsthilfegruppen-Gründerin und in Kenntnis von x psychiatrischen Facharztbesuchschilderungen und als Mensch darf ich jedoch sagen, dass ein gehörige Portion MENSCHLICHKEIT in vielen psychiatrischen Praxen fehlt, in Kliniken leider ebenso. Der Heilungsfaktor Menschlichkeit scheint einfach vielfach kein Thema zu sein - zu sehr geht es um Bettenbelegsstatistik, Ärzteüberlastung, routinierte Ablaufgespräche statt Zuhören etc..).
In diesem Sinne ist die Darstellung der Erfahrungen von Herrn Postel mEn für jeden Menschen als Bereicherung zu sehen, ein dzt. Psychiatriesystem ein bisschen zu hinterfragen.
Wikipedia über Gert Postel
Postel: "Ich hätte jeden einweisen können...."
7min-Kurzinterview
Herr Postel schleuste sich in die Psychiatrie ein und arbeitete als Psychiater, Gerichtspsychiater und Leiter einer forensischen Abteilung sowie Vorsitzender eines Facharztausschusses.