Mobbing ist kein Kavaliersdelikt und bei Jugendlichen trotzdem gang und gäbe.
Einer von fünf Schuljungen zwischen elf und 15 Jahren wird in Österreich gemobbt (Pisa-Studie 2015). Eine traurige und alarmierende Zahl für Österreichs Bildungsinstitute. Doch der Psychoterror ist längst nicht mehr nur im Schulhof Thema. Viele Kinder werden auch in ihrer Freizeit zum Opfer von sogenanntem „Bullying“. Und auch Erwachsene bleiben etwa am Arbeitsplatz nicht davor verschont (siehe Grafik links). Lukas aus Graz ist eines dieser Mobbing-Opfer (Name von der Redaktion geändert), der 13-Jährige wurde in den letzten zwei Jahren in einem Grazer Sportverein systematisch gehänselt, bis ihm die Lust am Sport verging und er nach sechs Jahren Verein und Sportart wechselte.„Nicht ignorieren“
Der Vater (Name der Redaktion bekannt) des jungen Grazers wandte sich nun an die WOCHE, um auf das bei vielen Vereinen präsente Problem aufmerksam zu machen und an die Verantwortlichen zu appellieren: „Es geht mir jetzt nicht darum, jemanden an den Pranger zu stellen, ich finde aber, es sollte auf keinen Fall ignoriert und unter den Teppich gekehrt werden“, schildert der Grazer, der selber jahrelang im Leistungssport tätig war.Kleine Taten, große Folgen
Das Schlimme an Lukas’ Fall: „Die Trainer und Verantwortlichen haben davon gar nichts mitbekommen, weil es immer nur in der Kabine, beim Duschen oder im Zimmer am Trainingslager passiert ist“, schildert der Vater, der den Grund für Mobbing bei Vereinen auch im Leistungsdruck sieht, unter dem die Nachwuchssportler stehen. „Rund 40 Kinder und Jugendliche kommen pro Jahr zu uns", erklärt Marina Sorgo vom Gewaltschutzzentrum. Tendenz steigend: „Durch den exzessiven Umgang mit neuen Medien ist die Zahl in den letzten Jahren drastisch angestiegen."
Prävention, aber wie?
Wie man solche Geschehnisse verhindern kann, weiß Erziehungs- und Bildungswissenschaftler Michael Weber: „Man muss keine großartigen Forschungen zu diesem Thema mehr anstellen, wirksame Anti-Gewalt und Anti-Mobbing-Programme gibt es längst, es mangelt aber an den Geldmitteln“, schildert der Experte, der zum Thema „Happy Slapping“, eine Form des Cyber-Mobbing, dissertierte. Wichtig sei jetzt endlich die Umsetzung an Schulen und die Meldung konkreter Fälle an Direktoren, an Bezirksschulräte und Landesschulräte. „Und: Schulsozialarbeit gehört von der Grundschule bis zur Matura flächendeckend eingeführt“, betont Weber. Selbes würde sich Lukas’ Vater auch für Hobbyvereine wünschen. „Ich glaube, es wäre wichtig, die Kinder zu sensibilisieren und ihnen zu erklären, was man mit Mobbing alles anrichten kann“, erklärt der Familienvater.
Sportverbände am Ball
Auch von Christian Jopp, Sportkoordinator bei der Sportunion Steiermark, und ASKÖ-Steiermark-Präsident Gerhard Widman gibt es dazu klare Ansagen: „Wir arbeiten laufend daran, unsere Mitglieder in Schulungen fortzubilden, um solche Vorfälle zu verhindern. Das Wichtigste ist, nicht wegzuschauen, es frühzeitig zu erkennen und dementsprechend zu handeln."
Anlaufstellen und Beratungen
•Gewaltschutzzentrum gem. GmbH Granatengasse 4/II, 8020 Graz, Tel.: 0316/774199• AK-Beratung: Tel.: 05/7799-2433 oder arbeitnehmerschutz@akstmk.at
• Kinderschutz-Zentrum
Graz und GU, Griesplatz 32,
8020 Graz Tel.: 0316/8319 41-0
• Telefonseelsorge rund um die Uhr: Tel.: 142
• Männernotruf rund um die Uhr: 0800/246247
• Selbsthilfegruppe Mobbing Graz: Tel.: 0699/19036155 E-Mail: shg-mobbing-graz@gmx.at
•Rat auf Draht Notruf für Kinder, Jugendliche und Bezugspersonen Tel: 147