Mag. Michael Sika
"AUS ERSTER HAND"
über das Beamtenleben
Michael Sika, geb. 1933, ist eh. Generaldirektor
für
die öffentliche Sicherheit im BM für Inneres und
war von 1991 - 1999 ranghöchster Beamter der österr. Sicherheitsverwaltung.
Im Kapitel "Farbenlehre" findet sich nach der
Einleitung "Apropos Auserwählte" in weiterer Folge auf Seite 159 die Feststellung:
"Wenn die Funktion eines Chefs einer neuen
Organisationseinheit ausgeschrieben werden muss, besteht ein bewährtes Auswahlverfahren durch eine Kommission, deren Aufgabe es ist, natürlich völlig unbeeinflusst - nach dem Wunsch des Ministers
- eine Kandidatenreihung vorzunehmen. Eine oft schwierige Angelegenheit, weil der Wunschkandidat ja bisweilen nicht der beste ist.
Da wird der Kommission Fingerspitzengefühl abverlangt. Und taktisches Geschick. Indem man beispielsweise den besten und den
Wunschkandidaten gemeinsam an die erste Stelle reiht - oder, wenn das der Fairness zu sehr gegen den Strich ginge, den Günstling auf Platz zwei. Der Minister kann letztlich ja auch den
letztgereihten Kanditaten nehmen, hätte in diesem Fall aber den größten Bedarf, seine Wahl zu begründen ("Er/Sie ist zwar als letzter gereiht - aber die Abstände zwischen den Kandidaten waren,
wie mir versichert wurde, nur sehr gering. Sie waren fast alle gleich gut. Und übrigens, der/die Auserwählte hat mein Vertrauen!").
Nur damit Klarheit besteht: Die oben geschilderte Vorgangsweise ist nicht der Regelfall,
stellt aber eine realistische Möglichkeit dar.
Dann gibt es noch den sanften Druck zu gehen, sich in etwas zu fügen. Das hässliche ausländische Wort "Mobbing" möchte ich
unbedingt vermeiden. Subtile Druckmittel: Ausnützen menschlicher Schwäche, Androhen oder Einleiten disziplinärer Untersuchungen ins Blassblaue, Inaussichtstellen, sexuelle oder andere Vorlieben
unters Volk bringen ...
Soll alles schon dagewesen sein! - Wie im normalen Leben sozusagen ..."
(Ende des Kapitels)